Praxisbeispiele

Schule ohne Rassismus, aber mit Courage und Respekt

Gemeinsam – das ist kein leeres Wort an der Friedrich-Uhlmann-Schule in Laupheim. An dieser „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ziehen alle an einem Strang: Von den Schülerinnen und Schülern bis hin zu den JMD Respekt Coaches des JMD Biberach. Das zeigen auch die jährlichen Projekttage. Das Motto für die zweitägige Veranstaltung diesmal: #Gemeinsam.

Eine Person spielt Keyboard und zwei Personen Gitarre.
Zum Programm gehörte die Textfindung für die Komposition eines Mitschülers.

Die Gemeinschaftsschule in der schwäbischen Stadt Laupheim ist eine von bundesweit rund 3600 Schulen, die sich als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ nachhaltig für die Gleichwertigkeit aller Menschen und gegen jede Form von Diskriminierung einsetzen. Mehr als zwei Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit eine solche Schule.

Aber was heißt das eigentlich konkret, an einer „Schule ohne Rassismus“ zu lernen? Luisa, Selina und Cecile, Neuntklässlerinnen der Friedrich-Uhlmann-Schule, haben da ganz genaue Vorstellungen. „Zusammenhalten, sich mit egal wem gut verstehen, in friedlichem Miteinander zusammen sein“, findet Luisa. Wichtig für Selina ist, „dass man sich wohlfühlen kann, dass man sich geborgen fühlt.“ Cecile ergänzt: „Wir sind gegen Diskriminierung verschiedenster Art.“ Wichtig sei „Zusammenhalt, egal welche Hautfarbe oder Religion der andere hat.“
 

Angebote für jede Altersgruppe

Zur Stärkung dieses Wir-Gefühls tragen die Projekttage bei, die einmal im Jahr stattfinden. Sie sind so vielfältig wie die Schule mit ihren rund 260 Kindern und Jugendlichen es ist. Ein paar Beispiele: Fünft- und Sechstklässler stellen ihr eigenes Würfelspiel her, bei dem es unter anderem um das Thema Kinderarbeit geht. Mit einem eigenen Text in verschiedenen Sprachen vertonen Jugendliche aus der neunten und zehnten Klasse den Song eines Mitschülers. In der Schulküche geht es um ein weltoffenes Kochbuch, das gleich praktisch umgesetzt wird. Und eine Gruppe Achtklässler hat Gelegenheit, in einer Videokonferenz mehr über jüdisches Leben zu erfahren. Das Angebot „Meet a jew“ (Begegne einem Juden) macht’s möglich.

Abbildung von drei Tellern mit Essensgerichten.

Rezept aus einem weltoffenen Kochbuch: Libanesischer Erbseneintopf.

 

Organisiert werden die Projekttage in Laupheim von den Lehrerinnen und Lehrern, der Schulsozialarbeit und den JMD Respekt Coaches. An der Friedrich-Uhlmann-Schule sind dies Maren Preisinger und Rebecca Pfenning vom JMD in Biberach (Christliches Jugenddorfwerk Deutschland). Worauf ihr Fokus liegt? „Wir setzen uns für die Demokratiebildung ein, wollen Kompetenzen stärken, arbeiten thematisch“, erzählt Maren Preisinger. Rebecca Pfenning, die sich mit ihrer Kollegin die Stelle teilt, formuliert ihre Aufgabe kurz und bündig: „Wir zeigen Wege und lehren, wie alle miteinander klarkommen.“

Dass es dabei zu einem engen Schulterschluss mit der Schulsozialarbeit kommt, liegt auf der Hand. „Wir ergänzen uns“, betont Schulsozialarbeiterin Stefanie Schwöble. Sie weiß natürlich: „Unsere Arbeit zu messen, ist schwierig.“ Da müsse man sich eher die umgekehrte Frage stellen: „Was wäre, wenn wir nicht da wären?“ überlegt sie.'
 

Gegenseitiges Verständnis aufbauen

So ähnlich argumentiert auch Maren Preisinger. „Ich meine, dass man die Ergebnisse durchaus erlebt.“ Und das betrifft nicht nur das Thema Rassismus, sondern Toleranz auch in anderen Fragen. Etwa, wenn ein Schüler mit osteuropäischem Migrationshintergrund, der Homosexualität ablehne, nach einiger Zeit erkläre: „Ich mag das nicht, ich finde das komisch. Ich bin da anders groß geworden, aber ich kann das jetzt schon akzeptieren, dass man hier damit so umgeht“, zitiert sie aus einem Gespräch.

Ihre Kollegin Rebecca Pfenning erzählt, dass das Thema „Schule ohne Rassismus“ im Schulalltag sehr präsent sei, aber auch immer wieder neu mit Leben gefüllt werden müsse. „Wir erleben wenig Rechtsradikalismus“, erzählt sie, erwähnt aber „eine starke Gruppenbildung.“ Manchmal entstünden Subkulturen in den Klassen. Hier werden die JMD-Mitarbeiterinnen aktiv. „Wir fördern die Klassengemeinschaft und wollen gegenseitiges Verständnis aufbauen“, fasst sie zusammen.

Und wie sehen die Lehrerinnen und Lehrer ihre „Schule ohne Rassismus“? „Das Besondere an unserer Schule ist, dass wir hin- und nicht wegschauen“, beschreibt die Lehrerin Maria Athanasiadou. Die Zusammenarbeit mit den JMD Respekt Coaches sei sehr intensiv. „Sie bieten viele Projekte an.“ Dabei gehe es um verschiedenste Arten von Diskriminierung, beispielsweise wegen Religion, Herkunft oder sexueller Orientierung. Der respektvolle Umgang miteinander, die Meinung anderer zu akzeptieren und damit umzugehen, „das ist die Essenz, die wir den Jugendlichen mitgeben wollen“, fasst die Lehrerin für Biologie, Chemie, Physik und Mathematik zusammen.

Zwei junge Mädchen an einer Werkbank.

Sägen, feilen, tüfteln: Ein Würfelspiel nachzubauen, erfordert handwerkliches Können.

 

Schule als Gemeinschaft erleben

Die jährlichen Projekttage (ein jährliches Projekt ist Vorgabe für jede „Schule ohne Rassismus“) sind ein zentraler Baustein dieser Bemühungen. „Die Schule soll sich als Gemeinschaft erleben“, betont Schulsozialarbeiterin Stefanie Schwöble. Was würde als Übertitel für die rund ein Dutzend Aktionen also besser passen als dieses Wort: Gemeinsam. Die Organisatoren haben davor ein Hashtag gesetzt – auch, um die Wichtigkeit des Begriffs hervorzuheben. „Er hat für jeden eine andere Bedeutung, da ist ganz viel möglich“, sagt Stefanie Schwöble. Was aber alle verbindet sind Themen wie Essen, Spielen, Religion, Kunst, Musik oder Videos zum Schulmotto „Schule ohne Rassismus“. Dazu gibt es an den Projekttagen jeweils altersgerechte Angebote. Bei deren Umsetzung gilt natürlich auch wieder das Motto #Gemeinsam: Lehrerinnen und Lehrer, JMD Respekt Coaches und Schulsozialarbeit begleiten die zweitägige Aktion miteinander.

Text und Bilder: Servicebüro Jugendmigrationsdienste

Ein Beitrag von:
Servicebüro Jugendmigrationsdienste
Veröffentlicht: 31.05.2022

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