Praxisbeispiele

Kooperation mit dem Afrika Film Festival Köln

Mit Film und Musik afrodiasporische Perspektiven sichtbar machen

Sich mit unterschiedlichen Lebensrealitäten und migrantischen Perspektiven auseinandersetzen und sich vom eurozentrischen Blick lösen, das sind Ziele der Kooperation zwischen dem JMD-Programm Respekt Coaches und dem Afrika Film Festival in Köln. In dem Rahmen finden zu wechselnden Schwerpunkten Workshops mit Schülerinnen und Schülern statt.

Mehrere junge Personen sitzen im Halbkreis um eine Person.
In der Workshop-Reihe zum Schwerpunkt Musik diskutierten die Jugendlichen u. a. über strukturellen Rassismus.

Wenn Sara Nodjavan über ihre Arbeit spricht, ist die Motivation, mit der sie den jungen Menschen begegnet, spürbar. Sie ist Mitarbeiterin im Programm Respekt Coaches des Jugendmigrationsdienstes Köln (Caritas). Durch den Austausch mit Filmschaffenden der afrikanischen Diaspora sowie verschiedenen BIPoC-Initiativen (Black, Indigenous, People of Color) möchte sie Jugendlichen ein nachhaltiges Lernen ermöglichen, das über die Auseinandersetzung mit antirassistischer Literatur hinausgeht. Dafür besteht die Kooperation mit dem Afrika Film Festival Köln (AFFK).

„Der Fokus vom FilmInitiativ-Team, das das AFFK organisiert, liegt auf dem Festival selbst. Es werden Filmschaffende eingeladen, Vorführungen und Diskussionen veranstaltet.“ Daneben gebe es ein vielfältiges Begleitprogramm. Bisher, erzählt Sara Nodjavan, konnte hauptsächlich eine erwachsene, eher gehobene Zielgruppe erreicht werden. „Mit Respekt Coaches wollen wir auch Jugendliche ansprechen, die bis dahin keinen Zugang zu solchen Festivals hatten.“
 

Von der Festivalbühne in die Schulklasse

Zusammen mit dem AFFK und in enger Absprache mit den Lehrerinnen Simone Kiesel und Dilcan Tonk der Eichendorff-Realschule, ihrer Kooperationsschule in Köln, erarbeitete die JMD-Mitarbeiterin ein Konzept mit verschiedenen Schwerpunkten. Parallel zur Festivalzeit startete die geplante Workshop-Reihe. Erster Schwerpunkt: Film.

Hierfür wurden unter anderem Teile der Serien AFRIPEDIA und AFRICA RIDING gezeigt und diskutiert. Was mit dem Workshop erreicht werden sollte, so Sara Nodjavan, „ist ein tieferes Verständnis für junge Menschen anderer Kulturen in Afrika, für ihre Träume und täglichen Kämpfe um Selbstverwirklichung.“ Die Filme sollen außerdem ein Aufruf sein, sich selbst und die Entscheidungen, die wir in Europa treffen, näher zu betrachten.

Dass die jungen Teilnehmenden dabei mit Schwarzen Menschen in den Austausch kamen, findet Nodjavan wichtig: „Es ist empowernd für die Jugendlichen, wenn auch mal andere Vorbilder als sonst vor ihnen stehen.“ Spannend fanden sie neben den Filminhalten auch den Beruf der Filmschaffenden. „Sie haben gemeint, wie cool das alles wäre und haben viele Fragen gestellt.“

An der Umsetzung beteiligte sich auch der Verein Sonnenblumen Community Development Group e.V., ein Partner des AFFK.

 

Schüler sitzen in einem Klassenraum und schauen einen an die Wand projizierten Film.

Filme des Afrika Film Festivals 2022 wurden ins Klassenzimmer der Eichendorff-Realschule geholt.

 

Durch Hip-Hop für große Themen sensibilisieren

An der darauffolgenden Workshop-Reihe zum Schwerpunkt Musik zeigte die Klasse 9a der Realschule besonderes Interesse. Die Jugendlichen schrieben eigene Texte, wählten Beats aus und nahmen im mobilen Tonstudio ihre Songs auf. „Die Referentinnen Emilene Wopana Mudimu und Melane Nkounkolo vom Aachener Kulturverein KingzCorner haben uns mit tollem Input und neuen Impulsen durch die Workshop-Reihe begleitet.“

Unter anderem diskutierte die Klasse über Nkounkolos Song „Einzelfall“, der rechte Gewalt und Attentate in Deutschland thematisiert sowie den strukturellen und individuellen Rassismus. „Auch dass Hip-Hop so männlich dominiert ist und wie die Sichtbarkeit von Rapperinnen immer mehr an Bedeutung gewinnt, war ein Teil unseres Austauschs“, berichtet Sara Nodjavan.
 

Instagram-Highlight für die Jugendlichen

Ein weiteres Highlight war die Übernahme des Instagram-Kanals „Beautiful Colours“ mit über 15.000 Followern. Zwei Tage lang durften die Jugendlichen die Plattform bespielen. „Das war noch mal so ein Wow-Moment für sie“, erinnert sich die Respekt-Coaches-Mitarbeiterin. „Sie haben sich zum Beispiel gegenseitig zum Workshop interviewt und Songs ausgewählt, mit denen sie ihre Insta-Stories untermalt haben.“

Nodjavan zeigt sich beeindruckt von der Dynamik, die sich bei den Jugendlichen entwickelt hat und hebt außerdem hervor, dass die Gruppe in lockerer Atmosphäre arbeiten und sich in der großen Aula frei bewegen konnte. „Auch die eher verhaltenen Schülerinnen und Schüler sind so aus sich herausgekommen. Man merkt einfach, wie wichtig diese Workshops sind, egal zu welchen Themen.“

Zwei junge Personen sitzen vor einem Laptop.

Die selbst geschriebenen Songs konnten die Jugendlichen der 9a über ein mobiles Tonstudio aufnehmen.

 

Erfolgreicher Auftakt für die Zusammenarbeit

Als Schnittstelle zwischen Schule und beteiligten Partnern koordiniert und organisiert Sara Nodjavan die Angebote und ist im stetigen Austausch, um Wünsche und Bedarfe sowie Umsetzungsmöglichkeiten auszumachen. Für das JMD-Programm Respekt Coaches in Köln waren die beiden Workshop-Reihen der erfolgreiche Beginn der Kooperation mit dem Afrika Film Festival.

Für die weitere Zusammenarbeit ist bereits ein antikolonialer Stadtrundgang angedacht oder ein Ausflug in die erste Schwarze Bibliothek NRWs. Ihrem Ziel, junge Menschen zu sensibilisieren, weniger mit einem eurozentrischen Blick über Afrika zu sprechen und viel mehr afrikanische und afrodiasporische Perspektiven kennenzulernen, kommt die Respekt-Coaches-Mitarbeiterin in Köln in jedem Fall näher.

Eindrücke von den
Workshops

Ein Beitrag von:
Servicebüro Jugendmigrationsdienste / Fotos: Kene Nwatu, JMD Köln
Veröffentlicht: 22.04.2022

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