Praxisbeispiele

Fortbildung und Austausch

Trägerübergreifende Workshops für Respekt Coaches: Neue Impulse für die Präventionsarbeit

Rund 200 Respekt Coaches kamen im Juni in Frankfurt und Berlin zusammen, um sich standort- und trägerübergreifend zu vernetzen, fortzubilden und auszutauschen. Ein vielfältiges, jeweils zweitägiges Programm mit Fachvortrag, vertiefenden Workshops und World Café bot neue Impulse und Räume für Begegnung. So wurden die Fachkräfte – fachlich wie persönlich – in ihrer Arbeit gestärkt.

 

Vier Personen sitzen in lockerer Atmosphäre an einem Tisch.
In lockerer Atmosphäre: Das World Café bot Zeit für einen fachlichen und kollegialen Austausch.

Zweimal im Jahr finden die Fortbildungs- und Austauschtreffen für Mitarbeitende im Bundesprogramm Respekt Coaches statt. Geplant und organisiert werden sie von der Trägerübergreifenden Fachstelle. Neben den Fachkräften, an die sich die Veranstaltung richtet, sind auch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ), die Zentralstellen der JMD-Trägergruppen, die Gemeinsame Initiative der Träger Politischer Jugendbildung (GEMINI) sowie das JMD-Servicebüro vertreten.


Fachvorträge zu Radikalisierung im Netz 

Nach einer Begrüßung durch das BMBFSFJ startete der erste Fortbildungstag mit einem Fachvortrag. In Frankfurt referierte Hanif Aroji von der Bildungsstätte Anne Frank zum Thema Radikalisierung im Netz. In Berlin stimmten Wyn Brodersen und Christian Donner vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft die Respekt Coaches auf das Thema ein.

Dabei machte Aroji deutlich, wie extremistische Gruppen Social-Media-Kanäle nutzen, um Jugendliche zu erreichen. Plattformen wie TikTok, Instagram oder auch Online-Games dienen dabei nicht nur der Verbreitung ideologischer Inhalte, sondern auch der Anbahnung von Kontakten. Brodersen und Donner legten in ihrem Fachvortrag den Fokus auf Social Media als Forschungsfeld: Was hat es mit Filterblasen, Desinformation und Algorithmen auf sich? Welche Annahmen über soziale Netzwerke sind wissenschaftlich fundiert und welche nicht belegt? Eine Erkenntnis: Nur etwa drei Prozent der aktiven Accounts seien „toxisch“, produzieren jedoch ein Drittel der Inhalte.


Erfahrungen aus der Praxis im interaktiven Podium

Was heißt das für junge Menschen und für die Arbeit der Respekt Coaches? Gegenrede allein funktioniere in den sozialen Medien nur bedingt. Vielmehr brauche es „guten Content“, Medienbildung als Querschnittsaufgabe – und eine klare Haltung, die demokratische Werte stärkt. Auch die Schule müsse als rassismus- und antisemitismusgeladener Raum verstanden und aktiv gestaltet werden, schlussfolgerte Aroji.

Im anschließenden interaktiven Podium, das von Heidi Ness von polyspektiv moderiert wurde, teilten Respekt Coaches eigene Erfahrungen. Mirjam Posse vom JMD Erlangen berichtete beispielsweise, wie sie mit Schulklassen über den Nahost-Konflikt ins Gespräch kam. Ein Thema, das viele Lehrkräfte überfordert, aber bei Jugendlichen auf großes Interesse stößt – nicht nur, weil es im Netz stark präsent ist: „Die Schüler*innen waren dankbar, überhaupt mal einen Raum für ihre Fragen und Meinungen zu bekommen.“
 


Im Anschluss an den Fachvortrag wurde das Podium für Erfahrungen aus der Praxis geöffnet.


Impulse mitnehmen im World Café

In einem World Café mit über 15 Themen-Tischen hatten die Teilnehmenden darüber hinaus die Gelegenheit, sich zu übergreifenden, programmrelevanten Themen auszutauschen – etwa zur pädagogischen Haltung, Resilienz im Arbeitskontext Schule, zur Entwicklung eigener Konzepte oder zu Ideen wirksamer Öffentlichkeitsarbeit. Das lebendige Format wurde sehr gut angenommen und bot wertvollen Raum für kollegiale Gespräche, fachlichen Dialog und die Weiterentwicklung eigener Ansätze.

„Ich habe super viel gelernt und nehme ganz viel mit“, lautete das Fazit einer Teilnehmerin zum World Café.
 


In Kleingruppen nahmen die Respekt Coaches Impulse für die Präventionsarbeit an Schulen mit.


Weiterbildung in vertiefenden Workshops 

Am zweiten Tag konnten die Respekt Coaches aus sechs verschiedenen Workshops wählen, je nach eigenen Interessen, Wissensstand oder den Bedarfen an der Schule. So sollte der Blick noch mal geweitet werden – auf aktuelle Phänomene, konkrete Fallarbeit und neue Methoden. Zu den Themen gehörten:

  • Klassismuskritische Perspektiven in der Bildungsarbeit
  • Rechtsextremismus und Antisemitismus im Gaming
  • Herausfordernde Situationen in der Schule im Spannungsfeld zwischen Religionsausübung, antimuslimischen Ressentiments und islamistischen Haltungen
  • Misogynie und (toxische) Männlichkeiten im digitalen Raum
  • Argumentations- und Handlungstraining gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus
  • Methodenworkshop mit dem Serious Game „Through the Darkest of Times“

 

Treffen haben großen Mehrwert

Die trägerübergreifenden Workshops zählen für die Respekt Coaches zu den wichtigen Terminen im Jahresverlauf. Sie bieten die Möglichkeit, sich träger- und standortübergreifend zu vernetzen, Erfahrungen zu teilen und neue Perspektiven auf gemeinsame Herausforderungen zu gewinnen. Gerade weil die Fachkräfte im Schulalltag oft allein agieren und bundesweit verstreut an rund 160 Standorten arbeiten, schafft der persönliche Austausch ein Gefühl von Verbundenheit und gegenseitiger Unterstützung. 

Die Veranstaltungen bieten somit nicht nur einen fachlichen Mehrwert, sondern stärken auch das Miteinander im Programm – und wirken nachhaltig in die tägliche Praxis an den Schulen hinein.



Gemeinsam für die Stärkung demokratischer Werte – die Teilnehmenden des Fortbildungs- und Austauschtreffens in Berlin.

 

 

Ein Beitrag von:
Servicebüro Jugendmigrationsdienste; Fotos: Martin Dziuba / Servicebüro Jugendmigrationsdienste
Veröffentlicht: 02.07.2025

Beitrag teilen / drucken:

Weitere Beiträge