Praxisbeispiele

Wahrheit oder Fake? Respekt-Coaches-Projekttag stärkt Medienkompetenz in Bernau

Im digitalen Alltag sind Jugendliche ständig mit Informationen konfrontiert – doch welche davon sind wahr, welche manipuliert oder schlicht falsch? Mit dem Projekttag „Medienwerkstatt – Wahrheit oder Fake?“ setzt das Programm Respekt Coaches am JMD-Standort Barnim-Oberhavel auf Aufklärung und Reflexion der eigenen Mediennutzung.

Ein Mann steht in einem Klassenzimmer und hält ein Plakat hoch, auf dem steht: Medienwerkstatt "Wahrheit oder Fake?". Auf dem Plakat sind viele einzelne bunte Post-Its zu sehen.
Zentral für einen nachhaltigen Beitrag: Die Erkenntnisse aus dem Workshop wurden verschriftlicht und hängen nun im Klassenzimmer.

Medienkompetenz als Schlüsselthema

Falschmeldungen, manipulierte Bilder und Algorithmen beeinflussen, was Jugendliche täglich sehen. Um sie für den kritischen Umgang mit Informationen zu stärken, brachte Respekt Coach Vernesa Podrimaj vom JMD Barnim-Oberhavel den eintägigen Workshop „Medienwerkstatt – Wahrheit oder Fake?“ an die Schule am Kirschgarten in Bernau bei Berlin.

Als Respekt Coach arbeitet sie mit zwei siebten Klassen der Kooperationsschule. „In beiden Klassen berichten die Lehrkräfte, dass soziale Medien wie TikTok und Instagram eine große Rolle im Alltag der Jugendlichen spielen. Viele verbreiten unkritisch Inhalte weiter, ohne zwischen richtigen und falschen Informationen unterscheiden zu können.“, begründet Podrimaj ihre Entscheidung, mit den Jugendlichen zu dem Thema zu arbeiten.

Für die Umsetzung des Workshops holte sie sich Jens Bankwitz vom Verein für Vielfalt in Sport und Gesellschaft e. V. mit ins Boot.
 

Spielerisch lernen, kritisch hinterfragen

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei der jede Person drei Aussagen über sich machte – davon war eine frei erfunden und sollte von den anderen Teilnehmenden entlarvt werden – folgte ein Bewegungsspiel, das für Dynamik sorgte und gleichzeitig an die Themen der Medienwerkstatt heranführte. Beim sogenannten Stellungsspiel positionierten sich die Jugendlichen je nach Meinung zu Aussagen rund um Migration, Queerness, Rechtsextremismus und Medien. Dabei zeigte sich, wie stark ihre Positionen von zum Teil unreflektiert aufgenommenen Informationen aus dem Netz geprägt sind. 

So äußerten einige beispielsweise, dass viele Seniorinnen und Senioren aufgrund von Migration zu wenig Rente erhalten würden. Viele stimmten zunächst zu und begründeten ihre Einschätzung, bevor Jens Bankwitz die These sachlich einordnete und Falschinformationen aufdeckte. Ähnlich verhielt es sich beim Thema Geschlechterrollen und sexuelle Orientierung: Ein Junge meinte, dass homosexuelle Männer „richtige Männer“ werden müssten, und drei weitere Jungen stimmten zunächst zu. Nach Reflexion und moderierter Diskussion durch Bankwitz hielten zwar einige wenige an ihrer Meinung fest, andere jedoch überdachten ihre bisherige Haltung.


Fake News erkennen und Fakten checken

Im weiteren Verlauf arbeiteten die Jugendlichen in Kleingruppen: Sie recherchierten Begriffe wie Deepfake, Desinformation oder Phishing und präsentierten ihre Ergebnisse im Plenum. Jens Bankwitz stellte ergänzende Materialien bereit und führte in digitale Werkzeuge und Möglichkeiten zur Faktenüberprüfung ein, zum Beispiel die Bilderrückwärtssuche und den Quellencheck. So konnten die Teilnehmenden praktisch erproben, wie sie Falschinformationen künftig erkennen.

„Die Mitarbeit war durchweg positiv“, erzählt Respekt Coach Vernesa Podrimaj zufrieden. Viele äußerten, „dass sie durch die Übungen viel über den Umgang mit sozialen Medien gelernt hätten und in Zukunft bewusster damit umgehen möchten.“


Ergebnisse für den Schulalltag

Zum Abschluss wurde ein Plakat mit den wichtigsten Begriffen und Erkenntnissen zusammengestellt, darunter Beispiele für Strategien gegen Desinformation. Das Plakat wurde im Klassenzimmer aufgehängt und steht so dauerhaft als Erinnerungs- und Arbeitsmaterial zur Verfügung – für Podrimaj „ein wertvoller Beitrag zur Nachbereitung und Sichtbarkeit der Inhalte im Schulalltag“.

Am Ende des Angebots fand eine gemeinsame Reflexionsrunde mit der Klasse statt. Anschließend tauschten sich Respekt Coach Vernesa Podrimaj, Workshopleiter Jens Bankwitz und die Klassenlehrerin über den Verlauf und die Wirkung des Projekttages aus. Fest steht: Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten – bei diesem, aber auch bei anderen Gruppenangeboten im Rahmen des Programms Respekt Coaches – unterstützt letztendlich auch den Beziehungsaufbau zu den jungen Menschen und den Erfolg solcher Projekte. Die Jugendlichen fühlten sich ernst genommen und beteiligt, sie konnten sich ausprobieren und ihre Haltung ohne Bewertungszwang darstellen und reflektieren.


Ausblick: weitere Angebote in Planung

Für das kommende Schuljahr sind weitere Kooperationen geplant. Im Fokus sollen dann auch Themen wie Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft, Selbstwirksamkeit und Prävention von Rechtsextremismus stehen. 

Vernesa Podrimaj weiß: Die primärpräventive Arbeit an der Schule ist angesichts der aktuellen politischen und finanziellen Situation im Land Brandenburg besonders wichtig und sollte verstärkt gefördert werden. „Inhalte frühzeitig aufgreifen und junge Menschen sensibilisieren, (…) ein Bewusstsein für demokratische Werte, Toleranz und Zivilcourage fördern“ – genau hier könne das JMD-Programm Respekt Coaches qualifiziert ansetzen und bei den jungen Menschen, in den Klassen und über die Schule hinaus positive Wirkung auf das soziale, demokratische Miteinander entfalten.

 

Ein Beitrag von:
JMD Barnim-Oberhavel / Servicebüro Jugendmigrationsdienste
Veröffentlicht: 18.09.2025

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