Praxisbeispiele
„Zeit zu reden“: Filmprojekt mit Jugendlichen der Feldbergschule Oberursel
Jugendliche der Feldbergschule Oberursel haben sich in einem Filmprojekt mit ihren Gedanken, Gefühlen und Fragen zum gesellschaftlichen und schulischen Miteinander beschäftigt. Entstanden sind drei Filme, die Mut, Offenheit und die Bedeutung persönlicher Gespräche sichtbar machen.
Gemeinsam ins Gespräch kommen
Wie gehe ich mit anderen Meinungen um? Wem vertraue ich? Was wünsche ich mir für die Zukunft? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Jugendlichen der Feldbergschule im hessischen Oberursel auseinandergesetzt. Im Rahmen des Filmprojekts „Zeit zu reden“ arbeiteten die Sozialarbeiterinnen Lina Türkmen und Janine Pfuhl aus dem JMD-Programm Respekt Coaches (JMD Hochtaunuskreis und Bad Homburg, IB Südwest gGmbH) eng mit der Schulsozialpädagogin Isabelle Immel und der Schulseelsorgerin Silvia Reviol zusammen.
In verschiedenen Gesprächsformaten entwickelten Schülerinnen und Schüler Themen und Fragen, die sie selbst bewegen. Ziel war es, gemeinsam ins Gespräch zu kommen, sich zuzuhören, persönliche Perspektiven sichtbar zu machen und die eigenen Sichtweisen zu reflektieren.
Medienpädagogische Umsetzung
Glen David Kehlmann und Felix Koch von der Filmproduktion FrameOne setzten die Filme technisch und gestalterisch um. Aus 14 Interviews sind drei kleine Filme entstanden: Der Projekttitel „Zeit zu reden“ wird dabei ergänzt durch die Untertitel „Erzähl doch mal“, „Wir hören zu“ und „Was wir euch schon immer mal fragen wollten“.
Die Filme geben einen ehrlichen Einblick in das, was junge Menschen beschäftigt und zeigen Nachdenklichkeit, Mut und Offenheit.
In sozialen Netzwerken sei „vieles darauf ausgelegt ist, die eigene Meinung zu bestärken“, so ein Schüler. Eine junge Frau ergänzt, soziale Medien würden junge Menschen in Bezug auf die eigene Meinungsbildung „verblenden“. Ein weiterer Schüler sagt: „Viele Diskussionen werden nicht produktiv geführt.“
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
Bei der Projektentwicklung suchten die Respekt-Coaches-Mitarbeiterinnen nach einem passenden Format: „Es war schwierig, ein Format zu finden, das alle einbezieht“, erzählen die beiden Fachkräfte. Die Feldbergschule ist eine berufliche Schule mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung, an der unterschiedliche Schulabschlüsse oder Berufsschulabschlüsse erreicht werden können. „Wir haben an der Schule ganz unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen. Einige sind Azubis für Lagerlogistik, einige machen hier ihr Abitur.“ Das Projekt sollte daher auch das Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl an der Schule stärken, erzählen Lina Türkmen und Janine Pfuhl.
Das Filmformat sowie Sprache bzw. das Gespräch als Methode zu wählen, lag nahe: „Es ist sehr zugänglich, man braucht keine Tools.“ Durch die Kommunikation in Social Media sei der persönliche Kontakt mittlerweile selten, den Fachkräften im Programm Respekt Coaches sei aber aufgefallen, „dass ganz viel in persönlichen Gesprächen zu lösen ist.“
Dass dieser Ansatz an der Schule funktioniert, liege insbesondere an der engen Zusammenarbeit zwischen Respekt Coaches, Schulsozialarbeit und Schulseelsorge sowie an der vertrauensvollen Beziehung dieser Personen zu den jungen Menschen.
Wirkung der Filme
Nach Fertigstellung der Filme wurden diese gemeinsam angeschaut und besprochen. „Ich war richtig geflasht, wie reflektiert die Jugendlichen waren“, berichtet Janine Pfuhl und nimmt damit Bezug darauf, dass die Teilnehmenden in den Filmen viel von sich preisgeben und sich oft auch verletzlich zeigen. Lina Türkmen ergänzt: „Die Filme sind zeitlos, weil die Themen auch in Zukunft relevant bleiben.“
In den Filmen werden unter anderem Männlichkeitsbilder, Familie und mentale Gesundheit thematisiert: „Gerade Männer sollten die Möglichkeit haben, über ihre Gefühle sprechen zu können, ohne blöde Kommentare abzubekommen.“ Ein Schüler wünscht sich, „dass ich Probleme anspreche und sie probiere zu lösen, dass ich nicht mental so viel Gepäck mit mir rumschleppen muss, denn das ist etwas, was einen chronisch belastet.“
„Wir wollten etwas Echtes zeigen und nichts Gestelltes“, erklären die Respekt-Coaches-Fachkräfte. In den Filmen wird dies deutlich. Sie zeigen, wie wertvoll persönliche Gespräche in der pädagogischen Arbeit sind. Zu sehen sind die Ergebnisse auf der Schulhomepage der Feldbergschule: https://www.feldbergschule.net/zeitzureden
JMD Hochtaunuskreis und Bad Homburg / Servicebüro Jugendmigrationsdienste