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Fotografie-Ausstellung

Jugendliche aus Hamburg zeigen fotografische Perspektive auf Demokratie

Was verbinde ich mit Freiheit, Gleichberechtigung und Menschenrechten? Schülerinnen und Schüler einer Hamburger Berufsschule setzten sich aus einer fotografischen Perspektive mit diesen Begriffen auseinander. Die entstandene Fotografie-Ausstellung präsentiert nicht nur ihre Werke, sondern schafft auch einen Raum für Begegnung und Austausch.

Abbildung zeigt eine Person mit einer Kamera.
Teilnehmerin Sahar erkundet Hamburg aus einer neuen und ganz persönlichen Perspektive.

An der Hamburger Berufsschule GELUTEC herrschte in den letzten Monaten viel Betrieb. Mit externen Trägern fanden Workshops statt, die sich mit unterschiedlichen Methoden inhaltlich ergänzten. Durchgeführt wurden sie im Rahmen des Bundesprogramms Respekt Coaches des Jugendmigrationsdienstes Hamburg (AWO) mit den AvM-Klassen (Ausbildungsvorbereitung für Migrantinnen und Migranten) der Schule.

Den Auftakt machte der Referent der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, Richter a. D. Günter Stello, mit seinem Vortrag über die Entstehungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland und der Wichtigkeit der grundgesetzlichen Wertenormen Freiheit, Gleichberechtigung und Menschenwürde für ein friedliches Zusammenleben. Demokratie und Gewaltenteilung wurden im Anschluss mit Rundgängen durch das Hamburger Rathaus, dem Sitz des Landesparlaments, erlebbar gemacht.

Darauf aufbauend gab der Verein Die Neue Gesellschaft e. V. den Jugendlichen Raum für ihre Eindrücke in der neuen Heimat. Denn die 30 Schülerinnen und Schüler, aus verschiedensten Ländern wie Nigeria, Kasachstan oder Peru, sind während der Corona-Pandemie in Hamburg angekommen und starteten vor ein bzw. zwei Jahren an der Berufsschule mit ihrer Ausbildungsvorbereitung. Ihre Herkunft wurde dabei nicht verleugnet, sondern war ein wichtiger Bestandteil der Gesprächskreise über Demokratie und Zusammenleben.
 

Fotografie-Workshop ermöglicht Perspektivwechsel

Parallel zu diesen Workshops bot der Hamburger Verein wirsprechenfotografisch e.V. (WSF) den Schülerinnen und Schülern neben geografischer Orientierung in Hamburg die Möglichkeit, sich künstlerisch und fotografisch mit den Begriffen Freiheit, Gleichberechtigung und Menschenrechte auseinanderzusetzen. Dafür wurden interessante historische Orte und Sehenswürdigkeiten besucht. Der Auftrag für die Jugendlichen lautete dabei, Objekte und Orte zu fotografieren, die symbolisch für einen der drei Begriffe stehen oder denen sie durch das Einfangen aus einer bestimmten Perspektive Bedeutung zukommen lassen.

WSF ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, die Eingliederung von geflüchteten Menschen zu unterstützen und den gesellschaftlichen Dialog zu fördern. Dafür nutzen sie die Fotografie als universelle Kommunikationsform. Mit ihrem niedrigschwelligen Angebot möchten sie Menschen, unabhängig von ihrem sozialen Status, Selbstbestimmung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen und die Inklusion unterstützen.

JMD-Praktikant bei der AWO AQtivus Mohammed Esad Kocar konnte sich ebenfalls an der Kamera ausprobieren.

 

Dass junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen selbst fotografierten, „anstatt dass sie von fremden Menschen, zum Beispiel für Berichterstattungen, fotografiert werden“, beschreibt Mohammad Nadeem, Respekt Coach des JMD Hamburg, als besonders an dem Projekt. „Der Perspektivwechsel, der dabei entstand, sollte nicht nur Schülerinnen und Schüler mit Flucht- und Migrationserfahrungen beim Zurechtfinden in einer neuen Umgebung unterstützen, sondern es gelang sehr gut, dass die Bilder der gesamten Schüler- und Lehrerschaft eine neue Möglichkeit der Verständigung und des Austausches boten.“
 

Lernorte außerhalb der Schule

Interessant war zudem, erzählt Mohammad Nadeem weiter, dass die Jugendlichen, alle zwischen 16 und 18 Jahre alt, erstmals Lernorte außerhalb der Schule oder der eigenen vier Wände aufgesucht hätten. Dabei wurden sie in einem geschützten und vertrauten Rahmen angeleitet. „Das haben sie sehr gut angenommen. Der Referentin Joceline Berger-Kamel ist es sehr gut gelungen, Wege und Routen zu finden, die von zentralen Plätzen, wie zum Beispiel dem Rathaus oder Hafen, fußläufig abgehen und weitere Perspektiven, Lebensmittelpunkte und Milieus in der Stadt sichtbar machen.“

Mit der abschließenden Fotografie-Ausstellung in der Aula der Schule wird ein Begegnungsraum geschaffen, der die unterschiedlichen Perspektiven präsentiert und zum gegenseitigen Austausch einlädt. Dabei geht es um die Förderung eines gesellschaftlichen, interkulturellen Dialoges und die Stärkung der Partizipation und des Selbstvertrauens der jungen Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen. Gleichzeitig sollten den Teilnehmenden mögliche Berufsperspektiven eröffnet werden.

Dass der Workshop dazu einen gelungenen Anstoß gegeben hat, zeigt der Eindruck einer Teilnehmerin: „In meinem Heimatland ist es für mich als junge Frau schwer gewesen, mit einer professionellen Fotokamera loszugehen und Orte und Menschen zu fotografieren. Den Moment so einzufangen, wie ich ihn erlebt und wie ich auf meine Stadt geschaut habe. Ich kann durch die Fotos mitteilen, was ich sehe und wie ich etwas empfinde.“
 

Ausstellungseröffnung bietet Raum für Austausch Lernorte außerhalb der Schule

Während der Ausstellungseröffnung, an der auch Schulleitung und Lehrerschaft teilnahmen, bekamen die jungen Fotografinnen und Fotografen die Möglichkeit, auf Fragen zu antworten, kommentierten ihre Bilder und erklärten, wie und warum sie sich zum Beispiel für ein Motiv entschieden haben. Da die Fotos weiterhin für alle Schülerinnen und Schüler in der Aula zu sehen sind, sind auch die Themen des Workshops in der Schule präsent.

Bei den Begegnungen in der Ausstellung sieht Respekt Coach Mohammad Nadeem auch die Chance, präventiv gegen Vorurteile zu steuern und Toleranz zu fördern. Gerade in und nach der Pandemie-Zeit seien Angebote notwendig, die „außerhalb von Schulbüchern“ stattfinden: „Deshalb sind insbesondere Handlungsprodukte, wie diese Foto-Ausstellung, und Wertschätzung für das Empowerment und die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen wichtig, um positive und identitätsstiftende Erlebnisse zu sammeln.“

Ein Beitrag von:
JMD Hamburg / Servicebüro Jugendmigrationsdienste
Veröffentlicht: 05.09.2022

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